Σάββατο 15 Ιανουαρίου 2011

Die Vokabel »Kommunismus« in einem jW-Artikel hat in den letzten Tagen einen medialen und politischen Krawall ausgelöst. Erstaunlich ist das nicht, Antikommunismus ist Staatsreligion der Bundesrepublik. Sie bestimmte die geistige Verfassung einer postfaschistischen Gesellschaft, in der der Zusammenhang von Kapitalismus und Faschismus tabu ist.
Bemerkenswert ist die Vehemenz, mit der ein Aufsatz, in dem im wesentlichen bekannte Positionen der Linkspartei geäußert wurden, bedacht wurde. Charakteristisch erscheint, daß Junge Freiheit und Spiegel bei der Inszenierung in einer Reihe standen. Die neue mediale Harzburger Front, seinerzeit ein Bündnis von Konservativen, Geldsack, Reichswehr und Faschisten, das der Vorbereitung der Machtübergabe an Hitler diente, steht, wenn nötig. Das Debattenniveau wird dadurch bezeichnet, daß »der« Kommunismus in einem Atemzug für mausetot erklärt und von den Schreibtischhelden der Lumpenbourgeoisie zum millionsten Mal siegreich niedergekämpft wird. Irgend etwas klappt nicht mit dem Kommunismus-Totsagen, dem die Prätorianergarde des deutschen Kapitals seinerzeit zuerst das Totschlagen von Kommunisten und Sozialdemokraten folgen ließ, bevor sie sich an die Verheerung Europas machte. Bei der Kommunistenverfolgung blieb es nach 1945 in alter und neuer Bundesrepublik. Mit Judenmördern und Kriegsverbrechern hatten deren Behörden nie Probleme bzw. nur eines: für eine auskömmliche Versorgung und Befreiung von juristischer Verfolgung zu sorgen.
Es genügt, das zeigen die letzten Tage, ein Kratzen an der Oberfläche dieses Landes, um Reflexe hervorzurufen, die im Vergleich zu anderen, nicht minder auf Kapitalismus gegründeten Gesellschaften Westeuropas etwas Atavistisches haben – vor jeder Zivilisation. Die Bundesrepublik steht mit KPD- und Berufsverbot, mit Anwendung eines terroristische Züge tragenden »Rechts« bei Abwicklung der DDR in Westeuropa einzigartig da. Das setzt sich fort. Als die Berliner Volksbühne im Sommer 2010 einen »Kommunismuskongreß« veranstaltete, reagierte das Bürgerfeuilleton übermäßig angesäuert. Die Veranstalter eines Musikfestes, die jüngst mitteilten, ihr alljährlicher »Ferienkommunismus« in Mecklenburg-Vorpommern sei ausverkauft, ernteten eine offizielle FAZ-Nörgelei.
Die Herrschaften, die sich derzeit lautstark regen, haben keinerlei Problem damit, ein anderes K-Wort, Krieg nämlich, positiv zu besetzen. Aber: Sie müssen über ihre Versuche, so Gewöhnung an Krieg in der Bundesrepublik zu etablieren, Fehlermeldungen abliefern. Dieser Staat wurde, so Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein, gegründet, weil man eine Armee brauchte, Krieg ist ihm inhärent. Wer Wiederbewaffnung, Hochrüstung und seit 1990 deutsche Kriegseinsätze bekämpft, stellt diese Gesellschaft in Frage. Der Lärm um »Kommunismus« verdeckt deren Legitimationskrise.
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